Berlin – New York: Ullstein Geschichte

Interview mit Phoebe Kornfeld

Interview mit Phoebe Kornfeld, Juristin und Buchautorin von Passionate Publishers – The Founders of the Black Star Photo Agency, New York

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Passionate Publishers erzählt die Geschichte der Verleger und Publizisten Kurt Kornfeld (1887-1967), Ernst Mayer (1893-1983) und Kurt Safranski (1890-1964), deren Lebensläufe eng verknüpft sind mit ihrer Gründung der überaus renommierten Fotoagentur Black Star 1935 in New York – und mit Ullstein in Berlin. Denn vor ihrer Emigration nach Amerika arbeiteten alle drei Männer in unterschiedlichen Positionen und entscheidenden Rollen für den Ullstein Verlag. Kornfeld und Mayer als selbstständige Verleger, Literatur- und Fotoagenten, Safranski als künstlerischer Direktor der Zeitungs- und Zeitschriftentitel von Ullstein. Es geht um internationale, zweifach geschriebene Publikations- und Fotogeschichte: Einerseits die Entstehung von Black Star, ohne dessen Ideengebung und Fotografien die Zeitschriftentitel Life Magazine und TIME nicht denkbar wären. Andererseits die Berliner Jahre bei Ullstein, geprägt durch die Entwicklung erfolgreicher Titel wie Der Querschnitt, Die Dame, UHU, Die Grüne Post, Der heitere Fridolin, geprägt nicht zuletzt durch die Auftragsarbeiten wegweisender und moderner Pressefotografinnen und Pressefotografen wie Martin Munkácsi, Yva, Dora Kallmus, Erich Salomon, James Abbe und viele andere mehr.

Erstmalig umfassend und sehr präzise hat die Autorin Phoebe Kornfeld die Biografien und Beweggründe der drei Protagonisten nachverfolgt und dargelegt. Auf diese Weise entsteht vor den Augen der Leser ein exemplarisches, lebendiges Bild der jeweiligen Epoche, und es eröffnen sich zahlreiche neue Aspekte dieser in Teilen immer wieder erforschten Geschichte.

 

Frau Kornfeld, als Enkelin von Kurt Kornfeld haben Sie sich vor etlichen Jahren auf die Spurensuche begeben: nach Ihrer eigenen Familiengeschichte, die gleichzeitig eine deutsch-amerikanische Verlagsgeschichte ist. Was genau hat Sie bewogen, zu recherchieren, zu schreiben, das Thema so hartnäckig und am Ende aufschlussreich zu erarbeiten und selbst zum „Passionate Publisher“ zu werden?

Frau Bomhoff, zunächst möchte ich Ihnen für die Gelegenheit danken, über das Buch Passionate Publishers zu sprechen, an dem ich acht Jahre lang gearbeitet habe. Aber Sie haben natürlich Recht, wenn Sie darauf hinweisen, dass mein Interesse an dem Thema Kurt Kornfelds Leben in Deutschland, seine Emigration und seine Arbeit als Gründungspartner der renommierten Fotoagentur Black Star schon viele Jahre zurückreicht. Ich kannte ihn gut als Großvater – er starb, als ich zwölf Jahre alt war. Er war eine überlebensgroße Figur in der Familie, ein wahrer Patriarch, aber ich spürte die Unzulänglichkeit meines Wissens über ihn und seine Vorfahren. Mein Vater, der jüngere seiner beiden Söhne, zog es vor, nicht über die Vergangenheit zu sprechen, die dadurch überschattet wurde, dass er wegen der jüdischen Herkunft meines Großvaters aus Deutschland fliehen musste. Und was Kurt Kornfelds Rolle bei Black Star angeht, so wusste ich nur, dass er eng mit herausragenden Fotografen zusammenarbeitete, um deren Bilder an die Redakteure von Zeitschriften wie Life, Look und National Geographic zu vermitteln.

Als ich auf dem Dachboden des Hauses meines Vaters einige Materialien über das Leben meines Großvaters in Deutschland vor 1935 fand, war das für mich persönlich befriedigend, aber ich hatte immer noch nicht die Absicht, über ihn zu schreiben. Erst als ich 2013 die Enkelinnen von Kurt Safranski traf, kam mir das Buchprojekt in den Sinn. So wie mich die unbeantworteten Fragen zu meinem Großvater beschäftigten, wollten auch sie mehr wissen als die wenigen Informationen, die in ihren Familien überliefert worden waren. Aus der wahren Fundgrube von Archiv-Akten, die sie mir zur Verfügung stellten, begann ich die Details aus dem Leben ihres erfolgreichen Großvaters zusammenzusetzen – seine Ausbildung zum Grafiker bei Lucian Bernhard, seine Karriere bei Ullstein als Illustrator und Redakteur, seine Emigrationsgeschichte und seine Arbeit bei Black Star.

Die Gründer von Black Star waren ja ein Dreigestirn. Ich kannte Ernest Mayer und seine Tochter und wusste, dass auch er Enkelkinder hatte, also suchte ich weiter, bis ich eines fand: seine älteste Enkeltochter. Anhand ihrer Unterlagen und Erinnerungen wurde mir klar, dass das persönliche und berufliche Leben aller drei Black Star-Gründer rekonstruiert und bewahrt werden sollte. Ihre Geschichte ist nicht unbedeutend – im Kontext ihrer Karrieren im Verlagswesen der Weimarer Republik, der Geschichte der deutsch-jüdischen Flüchtlingsemigration der 1930er Jahre und ihrer bedeutenden Beiträge zum amerikanischen Fotojournalismus.

Die drei Gründer von Black Star hatten zum Zeitpunkt ihrer Emigration eine jahrelange publizistische Berliner Erfolgsgeschichte hinter sich. Sie lässt sich zurückführen auf die Kooperationen mit zeitgenössischen Text- und Bildautoren, die auch heute Kanon-Qualität vereint, und den Erfolg verschiedenster Ullstein-Titel bewirkten. Wie lassen sich die Voraussetzungen hierfür zusammenfassen?

Sie haben völlig Recht. Alle drei Gründer von Black Star waren in ihren Vierzigern, als sie als Flüchtlings-Emigranten in New York City ein neues Leben begannen. Nachdem sie im Ersten Weltkrieg in der kaiserlichen Armee gedient hatten, hatte jeder von ihnen im Deutschland der Weimarer Republik erhebliche Energie in sein Berufsleben gesteckt.

Nach der Gründung eines Verlags und der gleichzeitigen Zusammenarbeit mit Ernst Rowohlt gründete der äußerst strebsame Ernest Mayer 1929 die Agentur Mauritius Photo und vertrat Fotografinnen und Fotografen, um ihre Arbeiten in Zeitungen und Zeitschriften in ganz Deutschland zu platzieren. Germaine Krull und Friedrich Seidenstücker gehören zu denjenigen, von denen bekannt ist, dass sie Mayer und seine Leistungen als Fotoagent geschätzt haben. Kurt Kornfeld hatte einen medizinischen Verlag sowie den Carl Duncker Verlag geerbt, den er zur Veröffentlichung von Büchern über die Presse und als Vehikel für seine Arbeit als Literaturagent nutzte und deutsche Zeitungen mit Fortsetzungsromanen belieferte. Einträge in Kornfelds Gästebuch in seinem Wochenendhaus in Geltow am Schwielowsee südlich von Potsdam zeugen von seiner tatkräftigen und großzügigen Art.

Und Kurt Safranski stieg bei Ullstein vom Illustrator und Redakteur zum Leiter der Zeitschriftenabteilung und schließlich in den Vorstand des Unternehmens auf. Neben seiner bekannten Zusammenarbeit mit Kurt Korff für Ullsteins Berliner Illustrirte und Die Dame war Safranski maßgeblich am Aufbau der beliebten Kinderzeitschrift Der heitere Fridolin und der illustrierten Zeitschrift UHU mit ihren vielfältigen literarischen Beiträgen und den mit hervorragenden Fotos reichlich bebilderten Reportagen beteiligt. Bei seinem Ausscheiden aus dem Ullstein Verlag erhielt Safranski ein Buch mit Schwarz-Weiß-Porträtfotos von dreiundzwanzig seiner Kollegen, die ihn im Anschreiben für seine "vielfältigen Fähigkeiten", seine "Freude an der Arbeit", seine Energie und seinen Mut sowie sein "liebenswürdiges und sympathisches" Wesen lobten.

Das ist eine lange Umschreibung dafür, dass alle drei Männer für ihre Karriere im Deutschland der Weimarer Republik einen positiven und energischen Geist mitbrachten, die Bereitschaft, hart zu arbeiten und mit anderen zusammenzuarbeiten, um ihre Leidenschaft für das Publizieren zu verfolgen.

Sie beschreiben an mehreren Stellen ihres Buches die Nähe Kurt Safranskis zu Künstlern, zu Schriftstellern, Zeichnern, Malern und Fotografen. Sein Aufsatz „Die Schönheit alter Fotografien“, veröffentlicht 1920 in Ullsteins Die Dame, hat programmatischen Charakter, denn hier beschäftigt sich ein Mann, der die neuen, entscheidenden Möglichkeiten der Fotografie seiner Zeit sieht und gestaltet, mit den Ursprüngen.

Laut Safranskis Freund Kurt Tucholsky, mit dem er 1912 zusammenarbeitete, um das „Kleinod“ Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte zu illustrieren, sammelte und kuratierte Safranski bereits zu dieser Zeit Fotografien. In seinem 1920 in Die Dame erschienenen Artikel rühmte Safranski die überragende Wirkung, die die unbearbeiteten Fotografien des 19. Jahrhunderts auf den Betrachter haben, und er entwickelte sein ganzes Leben lang sein Denken über die Macht der Fotografie weiter. Dies zeigt sich in Safranskis Experimenten mit Kurt Korff über Fotolayouts zur Vermittlung von Nachrichten in Ullsteins Berliner Illustrirte, in seinem Entwurf eines illustrierten Zeitschriftenprototyps, der Henry Luces Entscheidung zur Gründung von Life beeinflusste, in seiner Arbeit bei Black Star und in seiner Lehrtätigkeit an der New School for Social Research in Manhattan, um nur einige Beispiele zu nennen.

Was ich besonders interessant finde, ist, dass Safranski eine Ausbildung als Grafiker genossen hatte, aber wie Kurt Korff verstand, dass es in der schnelllebigen Gesellschaft des Nachkriegsdeutschlands und angesichts der aufkeimenden Filmindustrie für die Nachrichtenmedien unerlässlich war, von Illustrationen auf Fotografien umzusteigen, um den Ansprüchen der Leserschaft gerecht zu werden. Dies wurde in Deutschland durch die frühe Entwicklung fortschrittlicher Technologie für Kameras und Druckmaschinen erleichtert. Safranski war sich jedoch bewusst, dass technologische Innovation allein nicht ausreicht, wenn es keine talentierten Menschen gibt, und er tat auf seine eigene stille Art, was er konnte, um diejenigen zu fördern, deren Potenzial er schätzte. Ein Beispiel dafür ist Safranskis Unterstützung für Martin Munkácsi, dem er in den 1930er Jahren den Wechsel von Ullstein in Berlin in die USA ermöglichte. Ein weiteres Beispiel ist seine Freundschaft mit Dr. Erich Salomon, den er erfolglos zur Emigration ermutigte und für den Safranski, nachdem er von Salomons Tod im Holocaust erfahren hatte, 1948 eine bewegende fotojournalistische Grabrede schrieb.

Sie zitieren Safranskis Tagebucheinträge, entstanden anlässlich seines Berlin-Aufenthaltes im Jahr 1953 „… it is and isn’t. Dreamlike & not quite real“, und angesichts der kriegszerstörten Kochstraße im Berliner Zeitungsviertel nur ein Wort: „shock“. Welche Konsequenzen hatten diese Erfahrungen?

Es war sehr aufregend, Kurt Safranskis eigene Aufzeichnungen zu lesen und über seine unmittelbaren Reaktionen, als er 1953 nach Berlin zurückkehrte, um als Berater von Ullstein an einem Projekt für eine illustrierte Beilage für Sonntagszeitungen in Deutschland mitzuwirken. Sicherlich hatte Safranski schon viele Fotos der zerstörten Stadt gesehen, aber er war eindeutig nicht auf das vorbereitet, was er vorfand. Besonders aufschlussreich ist, dass er sagte, er sei beim Anblick der Kochstraße, der „Fleet Street“ von Berlin, schockiert gewesen. In den Büros in der Ullstein-Kochstraße hatte Safranski die produktivsten Jahre seiner beruflichen Laufbahn verbracht. Sein Schock, als er mit der Realität der völligen Zerstörung dort konfrontiert wurde, ist ein wichtiger Indikator dafür, wie sehr Safranski emotional in sein Leben bei Ullstein eingebunden war.

Vielleicht rief der Anblick der in Schutt und Asche liegenden Kochstraße in Safranski auch Gedanken an seine zerrüttete Redaktionskarriere hervor, die er in den Vereinigten Staaten nie hatte aufbauen können. Der Grund, warum ich das sage, ist die völlig andersartige Reaktion, die er beim Besuch des Hauses zeigte, das er in Zehlendorf für sich und seine Familie gebaut hatte. Es handelte sich um eine Villa mit wunderschönem Garten, die Safranski mit Hilfe von Ullstein finanziert hatte und die in den 1920er Jahren als Beispiel für moderne Architektur hervorgehoben wurde. Sie überstand den Krieg unversehrt und steht heute auf der Liste der historischen Häuser Berlins. Nichtsdestotrotz bewegte die Rückkehr in dieses Haus 1953 Safranski emotional nicht mehr. Er beschrieb seine Gefühle beim Wiedersehen mit dem Haus wie folgt: "Es war, als ob ich irgendwo auf dem Boden einen alten Anzug gefunden hätte, den ich früher gern und oft getragen, dann aber weggepackt hatte. Einst hatte er eine Beziehung zu mir, aber heute ist er für mich nicht mehr so wichtig." (Brief von Safranski an seine Frau, 17. März 1953, im Safranski-Archiv) Das Tagebuch, das Safranski in jenem Jahr führte und das heute im Axel-Springer-Archiv aufbewahrt wird, belegt hingegen, welche Bedeutung Safranski dem Ullstein-Projekt beimaß, an dem er monatelang tatkräftig mitarbeitete.

Welche Ihrer Begegnungen und Erkenntnisse waren für die Arbeit und für die Publikation entscheidend?

Zweifellos haben meine Kenntnisse der deutschen Sprache und meine Erfahrungen, die ich in Deutschland gemacht habe – in Hamburg, Berlin, Frankfurt am Main und Marburg an der Lahn –, dazu beigetragen, dass ich recherchieren und Passionate Publishers schreiben konnte. Genauso wichtig waren aber auch bestimmte Menschen, die ich auf meinem Weg getroffen habe.

So hätte ich das Buch nicht schreiben können ohne die gemeinsame Unterstützung und Ermutigung durch die Enkelkinder der Black Star-Gründer, darunter meine eigenen beiden Schwestern sowie die Enkelinnen von Mayer und Safranski.

Meine Gespräche mit spezialisierten Historikern, Kuratoren und Archivaren in Europa und in den USA waren ebenfalls sehr einflussreich. Sie halfen mir zu verstehen, dass auch andere die historischen Lücken sahen, die ich bearbeitete: in den Bereichen des Verlagswesens der Weimarer Republik, des Lebens der deutsch-jüdischen Flüchtlings-Emigranten und des Beitrags von Black Star zum amerikanischen Fotojournalismus. Ihre Ermutigung half mir, meine Arbeit über viele Jahre hinweg fortzusetzen.

Was hat Sie im Laufe Ihrer Recherchearbeiten am meisten überrascht?

Frau Bomhoff, das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Wenn man bedenkt, wie wenig ich zu Beginn des Projekts wusste, gab es im Laufe des Projekts unzählige Überraschungen. Ich will nur einige davon nennen:

Wie professionell jeder der Black Star-Gründer in seiner eigenen verlegerischen Nische im Deutschland der Weimarer Republik agierte - Mayer als Fotoagent, Safranski als Illustrator und Lektor und Kornfeld als Literaturagent;

Wie sie gemeinsam ihre Lieben über den Atlantik brachten, fast wie eine Familie, und Black Star gründeten, als sie aus Deutschland ins Exil gingen;

Wie entschlossen die Männer während der jahrelangen Ermittlungen des FBI erfolgreich Anschuldigungen zurückwiesen, die darauf abzielten, sie als Spione oder Agenten der deutschen Regierung strafrechtlich verfolgen zu lassen;

Wie schützend Mayer, Safranski und Kornfeld ihre Enkel davor bewahrten, die schwierigen Details ihrer zweifachen Verfolgung in Deutschland und in den USA zu erfahren, und es stattdessen vorzogen, sich immer positiv auf das Schaffen einer besseren Zukunft zu konzentrieren.

Als Sie Anfang der 1990er Jahre vorübergehend in Berlin lebten, fanden Sie eine Unterkunft in derselben Straße, in der Ihr Vater einst aufgewachsen war – und erfuhren erst nach abgeschlossener Wohnungssuche von dieser Parallele, der Straßenname hatte sich geändert.

Ja, ich hatte das Glück, ein Bundeskanzler-Stipendium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung zu erhalten, um in den Jahren 1991/92 in Berlin juristische Forschungen durchzuführen. Ich hatte sechs oder sieben Antworten über verfügbare Wohnungen erhalten, die ich nach der Nähe zum Zentrum Berlins geordnet hatte. Die Wohnung in Tempelhof stand nicht ganz oben auf der Liste, aber ihr Vermieter war der erste, der meinen Anruf entgegennahm. Schnell mietete ich die frisch renovierte Wohnung in Alt-Tempelhof, weil ich wusste, wie rar solche schönen Wohnungen damals in Berlin waren, und weil ich mich in der Nachbarschaft sehr wohl fühlte. Ich wusste, dass mein Vater von 1921 bis zu seiner Emigration 1935 in der Dorfstraße 32 in Tempelhof gewohnt hatte, aber zu meiner Überraschung antwortete er mir, als ich ihm eine Karte mit meiner neuen Adresse schickte, dass ich nur ein paar Türen von seiner alten Wohnung entfernt wohnte. Das war so schwer zu glauben, dass ich zum Heimatmuseum ging, um mir frühere Karten anzusehen und festzustellen, dass der Straßenname tatsächlich von Dorfstraße in Alt-Tempelhof geändert worden war.

Für mich war dies eine starke Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg war, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte: meine Karriere bei einer großen internationalen Anwaltskanzlei zu unterbrechen, um meine Forschung fortzusetzen; nach Deutschland zurückzukehren, wo ich ein Jahrzehnt zuvor ein Jahr lang in Hamburg gelebt hatte; und die Gelegenheit zu nutzen, Berlin in der Zeit nach dem Mauerfall zu erleben. Um die Rolle des Rechtssystems beim Übergang von einer totalitären zu einer demokratischen Gesellschaft am Beispiel der Entnazifizierung im Nachkriegsdeutschland und der Entkommunisierung der ehemaligen DDR zu verstehen, konnte ich dem ersten Grenzschutzprozess beiwohnen und Menschen wie die damalige Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach und Joachim Gauck, den damaligen Leiter der Gauck-Behörde, interviewen. Meine Erfahrungen in jenem Jahr, einschließlich der Tatsache, dass ich unwissentlich in der Straße wohnte, in der mein Vater gelebt hatte, gaben Shakespeares Spruch "What's past is prologue" eine persönliche Bedeutung.

Vielen Dank, Frau Kornfeld, für dieses Gespräch!

 

Das Interview führte Dr. Katrin Bomhoff, ullstein bild collection.

Erstveröffentlichung am 12.08.2022

In der Galerie sehen Sie eine Bildauswahl zu unserem Thema, das entsprechende Dossier finden Sie bei ullstein bild.

Kontakt

Dr. Katrin
Bomhoff
Senior Manager Asset & Exhibition
+49 30 2591 73164
Phoebe
Kornfeld
Buchautorin Kornfeld (Mitte) und die Enkelinnen von Kurt Safranski, Stacey (l.) und Devon Fredericks (r.), in New York.