Wolff & Tritschler - Licht und Schatten

Ausstellung im Ernst Leitz Museum Wetzlar vom 28.06.2019 bis 07.06.2020

„Ich finde dies Bild so besonders gut...“ – Paul Wolff & Tritschler und Ullstein Berlin

Die Geschäftskorrespondenz von Ullstein an Dr. Paul Wolff & Tritschler aus dem Jahr 1952 trägt die Überschrift „jetzt wieder: Ullstein A.G.“. Dahinter verbirgt sich die Vorgeschichte des über Jahrzehnte – vor allem auch auf dem Gebiet der Fotografie – erfolgreich arbeitenden Ullstein-Verlags, die skrupellose Enteignung durch nationalsozialistische Machthaber, die propagandagesteuerte Umbenennung in „Deutscher Verlag“ und die nachkriegszeitliche Wiederaufnahme des Firmennamens Ullstein.

Eine wesentliche Neuerung dieser Nachkriegszeit ist der Beginn des Fotoagenturbetriebs bei Ullstein, den auch ein Brief an Wolff & Tritschler von 1950 benennt, so „erlauben wir uns Ihnen davon Kenntnis zu geben, dass wir unser bekanntes Bildarchiv zu einer Bildagentur erweitert haben.“ Aus diesem neuen Selbstverständnis heraus wirbt der „Bilderdienst“ für eine Zusammenarbeit unter neuen Vorzeichen. Und fragt in einem weiteren Schreiben an Wolff & Tritschler von 1950 interessiert: „Welcher Art sind die angegebenen Farbaufnahmen? Handelt es sich um Einzelbilder oder Serien, sind diese in Dias oder Farbfotos vorrätig?“ Das Interesse gestaltet sich beidseitig, Paul Wolff bzw. sein Mitarbeiter antwortet am 10. Dezember 1951 mit einem grundlegenden Einverständnis der Geschäftsbeziehung. Denn auch diese Art der Zusammenarbeit hat eine Vorgeschichte, die mannigfache Spuren in den Zeitschriften- und Zeitungspublikationen des Ullstein-Verlags hinterlässt, sei es in der Berliner Illustrirten Zeitung oder der Berliner Morgenpost, in Die Dame, Uhu, Tempo, Grüne Post, Sieben Tage oder Koralle. Exemplarisch hierfür steht die Veröffentlichung einer Paul Wolff-Aufnahme in der für fotografische Auftritte geradezu konzipierten Zeitschrift Die Dame von 1930 / Nr. 22 mit dem Haupttitel „Tennis in Schattenbildern.“ (ullstein bild 00190995)

Über die stetig wachsende Bedeutung der Bilder gab es keinen Zweifel, der redaktionelle Kommentar auf einer Rückseite der Foto-Serie zu den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen stellt fest: „So notwendig wie der Ski ist auch der Fotoapparat.“ (Die Dame Nr. 26/1936, ullstein bild 00094077) Und zur Wirkung und Qualität derselben Serie notiert eine Schwesterpublikation: „Die Kamera läuft Ski.“ (Berliner Illustrirte Zeitung Nr. 51/1936, ullstein bild 01090169). Das Konvolut Paul Wolff & Tritschler bei ullstein bild geht zurück auf erste Veröffentlichungen ab Mitte der 1920er Jahre, vorwiegend in der Dame. In den Folgejahren profitierten die Abnehmer, die Redaktionen von den verschiedensten Reisen, Reportagen und von außergewöhnlichen Bildmotiven der Fotografen. So ist unter anderem die originale Retusche zum Titel eines Dame Sonderheftes von 1935 erhalten (ullstein bild 00723076). Schlussendlich jedoch nutzten ausgewiesene Propaganda-Blätter wie die Sirene das fotografische Material, in einigen Fällen sprechen die Vermerke der Zensur von den einschneidenden Vorgaben.

Als Beispiel und Ausdruck des Zuspruchs bei Ullstein kann die Unmittelbarkeit gewertet werden, mit der eine 1934 veröffentlichte Fotografie von Wolff & Tritschler in der Redaktion handschriftlich kommentiert und signiert wurde: „Ich finde dies Bild so besonders gut ...“

Eine Auswahl von Aufnahmen aus dem umfangreichen Ullstein-Bestand Wolff & Tritschler finden Sie in der Eröffnungsausstellung des Ernst Leitz Museums in Wetzlar Dr. Paul Wolff & Tritschler. Licht und Schatten – Fotografien 1920 bis 1950 (28. Juni 2019 bis 07. Juni 2020) und in der Buchpublikation The Photo Publications of Dr. Paul Woff & Alfred Tritschler 1906-2019 des Steidl Verlags (noch nicht erschienen).

In unserer Galerie sehen Sie die oben genannten Fotografien und einige Impressionen aus der Ausstellung.

Das gesamte Bildangebot von Paul Wolff & Tritschler finden Sie bei www.ullsteinbild.de.

Kontakt

Dr. Katrin
Bomhoff
Senior Manager Asset & Exhibition
+49 30 2591 73164